3. Schwimm-WM 2011
[Quelle DGSV]
3. Schwimm-Weltmeisterschaften der Gehörlosen vom 07. – 13. August 2011 in Coimbra/Portugal
Es nahmen 62 Schwimmerinnen und 105 Schwimmer aus insgesamt 29 Ländern an der 3. Schwimm-Weltmeisterschaft der Gehörlosen teil. Damit war sie das wohl best besetzte internationale Turnier aller Zeiten im Gehörlosensport und dazu ein unerwartet hochkarätiges.
- Jarmila Gupta
- Linda Neumann
- Phil Goldberg
- Robin Goldberg
Vorbericht
Vom 06. – 13. August 2011 finden in Coimbra/POR die Schwimm-Weltmeisterschaften der Gehörlosen statt.
Nach einer erfolgreichen Deaflympics-Teilnahme 2009 in Taipeh und einer noch erfolgreicheren Europameisterschaft 2010 in Dortmund entsendet der Deutschen Gehörlosen-Sportverband dieses Jahr wieder einige Schwimmerinnen und Schwimmer nach Coimbra.
Bereits Anfang des Jahres sagte Victoria Zarn, eine der drei stärksten deutschen Schwimmerinnen, eine mögliche Teilnahme ab, da sie sich auf Prüfungen vorbereiten muss. Nicky Lange, der „Veteran“ im Kader, nahm einige Zeit später überraschend seinen Abschied und erst im Juli stellte sich heraus, dass der mehrfache Titelverteidiger Björn Koch aufgrund von Verletzung ebenfalls nicht an diesen Weltmeisterschaften teilnehmen kann. Damit sind drei Medaillenhoffnungen bereits vor der WM ausgeschieden. Das ist die schlechte Nachricht.
Die gute Nachricht ist, dass vier Medaillenhoffnungen weiter dabei sind:
Phil Goldberg, Rückenspezialist, seit 10 Jahren erfolgreicher Schwimmer für den DGS, dreifacher Deaflympics-Teilnehmer, zum zweiten Mal bei den Weltmeisterschaften dabei. 2010 gewann er bei den Europameisterschaften in Dortmund 3x Gold in allen Rückendisziplinen.
Robin Goldberg, Deaflympics-Teilnehmer von 2009 und ebenfalls zum zweiten Mal bei der WM dabei. Seine konstant solide Leistung brachte ihm bislang vor allem in den Staffel-Disziplinen Medaillen ein.
Jarmila Gupta, Shootingstar der Deaflympics 2009, wo sie erst 15jährig ihre erste Silbermedaille holte und ein Jahr später bei der EM in Dortmund mit 2x Gold, 2x Silber und 3x Bronze die höchste Medaillenausbeute der sehr erfolgreichen deutschen Mannschaft für sich verbuchen konnte.
Linda Neumann, ausgezeichnet als beste Newcomerin der EM 2010, bei der sie 1x Silber und 3x Bronze gewann.
Diese vier Schwimmerinnen und Schwimmer werden Deutschland in Coimbra vertreten und versuchen, ihren Erfolg weiter auszubauen.
Die Leistungssteigerung der Weltelite im Gehörlosen-Schwimmen hat sich in den vergangenen Jahren rasant weiter entwickelt, so dass Medaillenchancen schwer einzuschätzen sind. Durch seine Spezialisierung auf die Rückendisziplinen hat Phil Goldberg gute Aussichten auf Edelmetall und Jarmila Gupta und Linda Neumann zeigten sich so stark bei der EM 2010, dass auch bei der Weltmeisterschaft „alles drin“ ist.
Begleitet wird das kleine Team von Verbandsfachwart Peter Thiele, der langjährigen erfolgreichen Nationaltrainerin Garnet Charwat und Physiotherapeut Michael Kemmer.
Silber und Bronze am ersten Wettkampftag
Schon am ersten Wettkampftag bewiesen die deutschen Schwimmerinnen und Schwimmer gute Form.
Die Brüder Phil und Robin Goldberg traten in den 200m Freistil an, die nicht zu ihren Paradedisziplinen gehören, mit dem Ziel erst einmal ein Gefühl für den Wettkampf zu bekommen.
Robin Goldberg ging die Strecke etwas zu schnell an, konnte das Tempo dann nicht halten und erreichte in einem Teilnehmerfeld von 35 Schwimmern den 12. Platz im Vorlauf mit neuer persönlicher Bestzeit.
Trainerin Garnet Charwat war zufrieden mit diesem Einstieg, der dem jüngeren Goldberg für die kommenden Wettkampftage Selbstvertrauen geben wird.
Phil Goldberg teilte sich die Strecke besser ein, kam aber im Vorlauf nur auf Platz 15. Auch für ihn war das Ergebnis zweitrangig, er wird sich auf die Rücken-Disziplinen konzentrieren.
Weltmeister über die 200m Freistil wurde der Italiener Luca Germano mit einem Meisterschaftsrekord, vor Guilherme Maia Kabbach aus Brasilen und Artur Pioro aus Polen.
Die beiden deutschen Schwimmerinnen Jarmila Gupta und Linda Neumann holten schon ihr erstes Edelmetall.
Über 400m Lagen belegten sie Platz 2 (Gupta) und 3 (Neumann).
Vor dem Wettkampf hatte Trainerin Charwat beide noch einmal angewiesen, sich die Strecke gut einzuteilen und als Zielvorgabe Erreichen des A-Finals. Im Finale sollte Gupta versuchen ihre Bestzeit zu erreichen und Neumann vor allem motivierter und aggressiver in den Wettkampf gehen.
Nach dem Vorlauf besprach Charwat noch einmal die Taktik mit den Schwimmerinnen und wies auf kleine Schwächen bei Brust und Freistil von Neumann und Rücken bei Gupta hin.
Die Taktik ging auf, beide Damen erreichten persönliche Bestzeiten.
Die ehrgeizige Jarmila Gupta war nach dem Wettkampf mit ihrer Zeit nicht ganz zufrieden, freute sich aber über die Silbermedaille. Linda Neumann konnte kaum glauben, dass sie im ersten WM-Wettkampf ihres Lebens schon eine Medaille gewinnen konnte und war überglücklich.
Delegation:
Jarmila Gupta (GSV Heidelberg), Linda Neumann (Berliner GSV), Phil Goldberg (Dresdner GSV), Robin Goldberg (Dresdner GSV), Peter Thiele (Verbandsfachwart und Betreuer), Garnet Charwat (Nationaltrainerin), Michael Kemmer (Physiotherapeut).
Herren: 200m Freistil
1. Luca Germano (ITA) – 1:53.40 (Gehörlosenmeisterschafts-Rekord)
2. Kabbach Guilherme Maia (BRA) – 1:56.17
3. Artur Pioro (POL) – 1:56.20
12. (Vorlauf) Robin Goldberg (GER) – 2:04.32
15. (Vorlauf) Phil Goldberg (GER) – 2:06.52
Damen 400m Lagen
1. Anna Tovsta (UKR) – 5:05.31 (Gehörlosen-Weltrekord)
2. Jarmila Gupta (GER) – 5:18.04
3. Linda Neumann (GER) – 5:21.90
Gute Leistungen, starke Konkurrenz
Der zweite Wettkampftag der Schwimm-WM brachte den deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmern trotz guter Leistungen keine weiteren Medaillen.
Jarmila Gupta bestritt gleich zwei anstrengende Wettkämpfe, sie trat über 200m Brust und 200m Schmetterling an und hatte zwischen den Vorläufen nur knapp 15min Erholungspause. Obwohl sie beide A-Finals erreichte, zog sie für Schmetterling zurück, um sich ganz auf die Bruststrecke konzentrieren zu können.
Sie schwamm ein gutes Rennen, verbesserte ihre persönliche Jahresbestzeit und kam am Ende auf Platz 5.
Medaillen gingen an Weißrussland und die Ukraine.
Linda Neumann schwamm ebenfalls die 200m Brust, wurde im Vorlauf 9. von 15 und verpasste damit knapp das A-Finale. Trainerin Charwat und Neumann selbst waren nicht ganz zufrieden und beurteilten das Rennen am Ende als „in Ordnung“.
Zu erwähnen ist bei diesem Wettkampf noch das absolut hochklassige Teilnehmerfeld und ein neu aufgestellter Gehörlosen-Weltrekord von Aksana Petrushenka aus Weißrussland, der mit 2:35,65 knapp vier Sekunden unter dem alten Rekord liegt.
Phil Goldberg schwamm die 200m Schmetterling souverän ins A-Finale. Gegen Ausnahmeschwimmer Luca Germano, der seinen eigenen Weltrekord brach und den starken Russen Ilya Trishkin hatte er Goldberg im Finale aber keine Chance. Den dritten Platz verfehlte er nur sehr knapp und blieb am Ende vierter hinter Guilherme Maia Kabbach aus Brasilien, der nur 15/100 sec. vor ihm anschlug. Goldberg freute sich über seine Zeit aber ärgerte sich auch ein bisschen über die verpasste Medaille.
Robin Goldberg startete im 50m Freistil. Die Sprintstrecke war mit 45 Startern ungewöhnlich stark besetzt. Trotz guter Form schaffte Goldberg es nicht ins Finale und erreichte im Vorlauf Platz 15.
Auch in diesem Wettkampf wurde ein neuer Weltrekord aufgestellt von Marcus Titus aus den USA.
Damen 200m Schmetterling
1. Anna Tovsta (UKR) – 2:24.36 (Gehörlosen Meisterschaftsrekord)
2. Kana Imamura (JPN) – 2:26.02
3. Kristin Ates (USA) – 2:30.87
6. Jarmila Gupta (GER) – 2:35.28 (Vorlauf, Finale n. a.)
Damen 200m Brust
1. Aksana Petrushenka (BLR) – 2:35.65 (Gehörlosen Weltrekord)
2. Iryna Tereshchenko (UKR) – 2:41.13
3. Natalya Korniyenko (UKR) – 2:48.32
5. Jarmila Gupta (GER) – 2:52.37
9. Linda Müller (GER) – 3:00.72 (Vorlauf)
Herren 200m Schmetterling
1. Luca Germano (ITA) – 2:01.71 (Gehörlosen-Weltrekord)
2. Ilya Trishkin (RUS) – 2:05.71
3. Guilherme Maia Kabbach (BRA) – 2:10.72
4. Phil Goldberg (GER) – 2:10.94
Herren 50m Freistil
1. Marcus Titus (USA) – 23.46 (Gehörlosen-Weltrekord)
2. Damianos Sevastiadis (GRE) – 24.51
3. Ilya Sarykin (RUS) – 24:54
15. Robin Goldberg (GER) – 25:74 (Vorlauf)
Spannende Rennen – knappe Ergebnisse
Der 3. Wettkampftag der Schwimm-WM in Coimbra begann mit den 800m Freistil der Damen, bei denen Jarmila Gupta für Deutschland ins Rennen ging. Gupta qualifizierte sich für das A-Finale, das erst am Donnerstag geschwommen wird, und kam in der Vorrunde auf den 4. Platz.
Linda Neumann schwamm die 100m Rücken und qualifizierte sich in einem Teilnehmerfeld von 24 Top-Athletinnen knapp fürs A-Finale. Ohne sich von der starken Konkurrenz beirren zu lassen, gab sie im Finale alles, schwamm persönliche Bestzeit und kam damit auf den 5. Platz. Eine erfreuliche Leistung.
Phil und Robin Goldberg traten in gleich zwei Wettbewerben an: 50m Schmetterling und 100m Rücken.
Während Robin Goldberg die Sprintstrecke mit einem explosiven Start anging und sich unter 43 Teilnehmern mit Platz 7 für das A-Finale qualifizieren konnte, hatte sein älterer Bruder mit Verzögerungen zu kämpfen und schaffte die Qualifikation nicht.
Im Finale konnte Robin Goldberg seine Zeit noch einmal um einige Zehntelsekunden verbessern, blieb im Endergebnis aber Siebter.
Über die 100m Rücken verpasste Robin Goldberg trotz eines guten Starts die Qualifikation knapp, schwamm aber persönliche Bestzeit.
Phil Goldberg, der „Rückenspezialist“, hatte keine Probleme im Vorlauf und schwamm souverän Bestzeit. Allerdings war schon hier absehbar, dass die acht Finalisten ein hochklassiges und sehr knappes Rennen schwimmen würden. Goldberg gelang es im Finale noch einmal, seine persönliche Bestzeit zu toppen und er erreichte damit Platz 6 mit einem Abstand von weniger als 2 Zehntelsekunden zum Sieger.
Gerade dieses Finale über die 100m Rücken, in dem nur ein Wimpernschlag den Ersten vom Letzten trennte, zeigt wie hochklassig dieses Turnier besetzt ist. Umso bemerkenswerter sind die Ergebnisse der deutschen Schwimmerinnen und Schwimmer, die ganz vorn mitschwimmen.
Ergebnisse:
Damen:
800m Freistil (Vorlauf)
1. Rebecca Meyers (USA) – 9:26.83
2. Anna Tovsta (UKR) – 9:28.60
3. Maria Kalimina – 9:52.32
4. Jarmila Gupta – 9:52.33
100m Rücken
1. Maryia Rudzko (BLR) – 1:07.61 (Gehörlosen Meisterschaftsrekord)
2. Lauren McAlpin (USA) – 1:09.15
3. Peggy de Villiers (RSA) – 1:10.87
5. Linda Neumann (GER) – 1:12.18
Herren
100m Rücken
1. Yoshikazu Kanaji (JPN) – 1.00.03
2. Ivan Kassin (RUS) – 1.00.25
3. Ryutaro Ibara (JPN) – 1.00.28
6. Phil Goldberg (GER) – 1.01.85
9. (Vorlauf) Robin Goldberg (GER) – 1:03.69
50m Schmetterling
1. Marcus Titus (USA) – 25.17
2. Ilya Trishkin (RUS) – 25.42
3. Luca Germano (ITA) – 26.18
7. Robin Goldberg (GER) – 26.98
Bronze für Jarmila Gupta
Am vierten Wettkampftag der Schwimm-WM in Coimbra konnten die deutschen Schwimmerinnen Jarmila Gupta und Linda Neumann wieder mit Bestzeiten glänzen und Gupta holte eine weitere Medaille für das DGS-Team.
Neumann schwamm zwei Disziplinen, 100m Freistil und 200m Lagen. Im Freistil-Wettkampf fehlte es ihr an der für Kurzstrecken entscheidenden Spritzigkeit. Mit dem 13. Platz im Vorlauf war sie selbst nicht zufrieden, aber sie konzentrierte sich stattdessen auf die Lagen-Strecke.
Trainerin Garnet Charwat gab ihr vor dem Vorlauf die Anweisung, die Schmetterlingstrecke schnell anzugehen und die Konkurrenz im Auge zu behalten. Wie erwartet qualifizierte Neumann sich für das A-Finale.
Auch Jarmila Gupta schaffte souverän den Einzug ins A-Finale der 200m Lagen und bestritt danach noch die 100m Brust. Damit hatte sie für den Nachmittag gleich drei Finals vor sich, denn die 800m Freistil standen auch noch auf dem Programm.
Der erste Finalwettkampf der Damen war die Langstrecke. Angesichts der zwei weiteren Finals, die Jarmila Gupta noch zu bestreiten hatte, entschied Trainerin Charwat nach Absprache mit der Athletin, dass die 800m Freistil zum Warmschwimmen genutzt werden sollten. Entsprechend ruhig ging Gupta die Strecke an und erreichte den achten Platz.
Im nächsten Wettkampf, 200m Lagen, traten Gupta und Neumann gemeinsam an. Neumann schwamm mit neuer Bestzeit auf Platz 5, rutschte durch die Disqualifizierung der russischen Teilnehmerin aber vor auf Platz 4 mit verbesserten Zeiten auf jeder einzelnen Strecke. Trotz der erstaunlichen Steigerung, reichte es nicht für eine Medaille.
Gupta lieferte sich ein unglaubliches Kopf an Kopf Rennen mit der Britin Hannah Fitton und schlug nur eine Hunderstel-Sekunde nach ihr an. Beide profitierten ebenfalls von der Disqualifikation der Russin und kamen auf Platz 2 und 3: Bronze für Jarmila Gupta mit neuer persönlicher Bestzeit und Deutschem Juniorenrekord.
Für ihr drittes Finale an diesem Tag erhielt Jarmila Gupta noch einmal die Trainer-Anweisung, alles zu geben. Sie kämpfte über die 100m Brust und schaffte noch einmal Jahresbestzeit, aber für eine Medaille reichte die Kraft nicht mehr.
Phil Goldberg, der sich auf die noch kommenden Rückenstrecken konzentrieren sollte, pausierte am Donnerstag. Robin Goldberg trat mutig im 100m Freistil-Wettbewerb mit 47 weiteren Spitzenschwimmern an und schwamm neue persönliche Bestzeit. Für das A-Finale genügte es leider nicht.
Ergebnisse:
Damen:
800m Freistil
1. Rebecca Meyers (USA) – 9:16.22 (Gehörlosen Meisterschaftsrekord)
2. Anna Tovsta (UKR) – 9:26.16
3. Samantha Elam (USA) – 9:40.44
8. Jarmila Gupta (GER) – 10:28.22
200m Lagen
1. Aksana Petrushenka (BLR) – 2:22.78 (Gehörlosen Weltrekord)
2. Hannah Fitton (GBR) – 2:29.15
3. Jarmila Gupta (GER) – 2:29.16
4. Linda Neumann (GER) – 2:32.72
100m Brust
1. Aksana Petrushenka (BLR) – 1:12.34 (Gehörlosen Weltrekord)
2. Iryna Tereshchenko (UKR) – 1:15.06
3. Natalia Deeva (BLR) – 1:15.92
6. Jarmila Gupta (GER) – 1:20.97
100m Freistil
1. Peggy Liang (USA) – 59.57
2. Ganna Lytvynenko – 59.74
3. Peggy de Villiers – 1:00.54
13. (Vorlauf) Linda Neumann (GER)
Herren:
100m Freistil
1. Luca Germano (ITA) – 52.52
2. Guilherme Maia Kabbach (BRA) – 53:72
3. Denys Bystrevskyi (UKR) – 54.29
15. (Vorlauf) Robin Goldberg (GER) – 56.43
Gute Platzierungen – leider keine Medaillen
Zwei Disziplinen standen für die deutschen Schwimmerinnen und Schwimmer am 5. Wettkampftag auf dem Programm. Jarmila Gupta und Robin Goldberg starteten jeweils im 100m Schmetterling und 200m Rücken, Linda Neumann und Phil Goldberg konzentrierten sich auf die Rückenstrecke.
Bereits vor dem Wettkampf über die 100m Schmetterling der Damen hatte Trainerin Garnet Charwat Anweisung gegeben, locker zu schwimmen, da die Wahrscheinlichkeit eines Medaillengewinns aufgrund des leistungsstarken Teilnehmerfeldes sehr gering waren und Jarmila Gupta auch die 200m Rücken noch vor sich hatte, für die sie sich eher Chancen auf einen der vorderen Plätze ausrechnete.
Sie ging die Strecke ruhig an, konnte sich aber für das Finale nicht qualifizieren.
Beide Damen, Linda Neumann und Jarmila Gupta traten in der 200m Rücken Disziplin an, einem der wichtigsten Wettkämpfe für die deutschen Schwimmerinnen. Ziel war zunächst das A-Finale mit einer guten Zeit zu erreichen, was beiden Athletinnen auch gelang.
Wie jedoch schon in den vorangegangenen Wettkämpfen war auch hier die Konkurrenz sehr stark und das Rennen endete mit neuem Weltrekord. Gupta und Neumann hielten mit und schwammen erneut Bestzeiten, für eine Medaille reichte es dennoch nicht ganz. Mit Platz 4 und 5 bewiesen beide Schwimmerinnen jedoch, dass sie zur Weltspitze gehören.
Robin Goldberg startete mit 30 weiteren Schwimmern im 100m Schmetterling und erreichte das A-Finale. Mit neuer persönlicher Bestzeit schlug er als 6. im Endkampf an und war sehr glücklich über seine Leistung.
Beide Goldberg Brüder schwammen die 200 Rücken, für die sich vor allem Phil Goldberg viel vorgenommen hatte. Robin Goldberg konnte sich trotz guter Leistung hier nicht fürs Finale qualifizieren.
Sein älterer Bruder setzte sich stark unter Druck, weil er unbedingt eine Medaille mit nach Hause nehmen wollte. Dabei verlor er seine gewohnte Ruhe und schwamm die Strecke nicht locker genug. Er kämpfte bis zuletzt, musste sich aber mit dem 5. Platz begnügen.
Obwohl Phil Goldberg mit seiner Zeit Nicky Langes Deutschen Rekord von 2002 brach, war er enttäuscht, als amtierender Europameister über die 200m Rücken, keine Medaille geholt zu haben.
Ergebnisse:
Damen:
100m Schmetterling
1. Alena Akexeeva (RUS) – 1:06.50
2. Ayaka Fujikawa (JPN) – 1:06.60
3. Cornell Loubser (RSA) – 1:08.76
200m Rücken
1. Maryia Rudzko (BLR) – 2:25.71 (Gehörlosen Weltrekord)
2. Lauren McAlpin (USA) – 2:28.26
3. Anna Tovsta (UKR) – 2:28.91
4. Jarmila Gupta (GER) – 2:30.66
5. Linda Neumann (GER) – 2:31.81
Herren
100m Schmetterling
1. Ilya Trishkin (RUS) – 55.70 (Gehörlosen Meisterschaftsrekord)
2. Luca Germano (ITA) – 55.89
3. Marcus Titus (USA) – 56.51
6. Robin Goldberg (GER) – 59.28
200m Rücken
1. Luca Germano (ITA) – 2:01.71 (Gehörlosen Weltrekord)
2. Ilya Trishkin (RUS) – 2:05.71
3. Guilherme Maia Kabbach (BRA) – 2:10.72
4. Phil Goldberg (GER) – 2:10.94
10. (Vorlauf) Robin Goldberg (GER) – 2:22.26
Abschlussbericht
Der letzte Wettkampftag der hochklassigen WM brachten dem DGS-Team noch einmal gute Platzierungen, persönliche Bestzeit für Phil Goldberg über 50m Rücken und einen neuen Deutschen Rekord für Jarmila Gupta über 400m Freistil.
Linda Neumann konnte sich im Rücken-Sprint nicht für das A-Finale qualifizieren. Mit einem zu schwachen Anschlag reichte die Leistung bei der für diese WM charakteristischen starken Konkurrenz nicht ganz aus.
Auch bei Jarmila Gupta zeigten sich Ermüdungserscheinungen. Sie schaffte aber den Einzug ins A-Finale der 400m Freistil und belegte am Ende mit deutscher Rekordzeit noch Platz 7.
Robin Goldberg konnte die Traineranweisungen im 50m Rücken-Wettkampf nicht umsetzen. Er erreichte das Finale nicht und war mit seiner Zeit nicht zufrieden.
Phil Goldberg bestritt den gleichen Wettkampf und schaffte die Qualifikation. Im Finale startete er zu tief, konnte nicht optimal in die Bewegung überleiten und verlor dadurch wertvolle Zeit. Platz 4 in diesem letzten Wettkampf war das Ergebnis. Leider auch hier keine Medaille.
Resümee
62 Schwimmerinnen und 105 Schwimmer aus insgesamt 29 Ländern nahmen an dieser 3. Schwimm-Weltmeisterschaft der Gehörlosen teil. Damit war sie das wohl best besetzte internationale Turnier aller Zeiten im Gehörlosensport und dazu ein unerwartet hochkarätiges. Neben Sportlerinnen und Sportlern aus Europa und den USA waren auch Schwimmerinnen und Schwimmer aus Südafrika, Japan, einigen lateinamerikanischen Staaten und Australien mit dabei.
Durch diese überraschend hohe Teilnehmerzahl aus allen Kontinenten, von denen viele zum ersten Mal international in Erscheinung traten, lieferte die EM 2010 im Nachhinein nur einen schwachen Anhaltspunkt zum derzeitigen Leistungsniveau im Gehörlosen-Schwimmen.
Nationaltrainerin Garnet Charwat und Verbandsfachwart Peter Thiele zeigten sich gleicher Maßen überrascht und beeindruckt von der Entwicklung, die in den wenigen Jahren seit der letzten WM in Taipeh in ihrem Sport stattgefunden hat.
Insgesamt 14 neue Weltrekorde wurden aufgestellt, sowie 62 Meisterschaftsrekorde. Dabei waren die Leistungsunterschiede so gering, dass Medaillen und Platzierungen ungewöhnlich breit gestreut blieben.
Erfolgreichster männlicher Schwimmer der gesamten WM war Ilya Trishkin aus Russland mit 5x Gold und 3x Silber, gefolgt von dem Amerikaner Marcus Titus mit 5x Gold 1x Silber und 3x Bronze, der mit 25 Jahren überraschend zum ersten Mal im internationalen Gehörlosensport in Erscheinung trat. Auf dem 3. Platz in der Gesamtwertung der Herren landete Luca Germano aus Italien, der 2010 bei der EM in Dortmund mit einer außergewöhnlichen Leistung sein Land im Alleingang auf den 4. Platz des Medaillenspiegels gebracht hatte.
Den größten Einzelerfolg der WM feierte die Weißrussin Aksana Petrushenka mit 6x Gold 1x Silber und 1x Bronze. Auch bei den Damen belegte eine Amerikanerin Platz 2, Rebecca Meyers, mit 4 Goldmedaillen. Dritte wurde Anna Tovsta aus der Ukraine.
Beste deutsche Schwimmerin war Jarmila Gupta, die mit 1x Silber und 1x Bronze Platz 18 in der Einzelwertung belegte und zusammen mit der Bronzemedaille von Linda Neumann die deutsche Mannschaft auf Platz 10 der Gesamtwertung brachte.
Die Medaillenausbeute erscheint nur auf den ersten Blick unspektakulär. Denn in Wettkämpfen, deren Teilnehmerfeld bis zu 50 Sportler umfasste, bei denen immer wieder Weltrekorde gebrochen wurden und bei denen immer wieder nur 100stel Sekunden über den Sieg entschieden, ist schon die Qualifikation für das A-Finale als großer Erfolg zu betrachten. Umso höher zu bewerten sind die drei Medaillen, die von den deutschen Damen gewonnen wurden und die vielen 4. – 8. Plätze der gesamten Mannschaft.
Wichtig für den DGS und seine Sparte Schwimmen wird für die Zukunft vor allem die weitere Förderung und Unterstützung der jungen Sportlerinnen und Sportler sein, um den Anschluss an die Weltspitze zu halten.
Dass Nachwuchspotential vorhanden ist, haben die Europameisterschaften im vergangenen Jahr gezeigt. Nun heißt es durchhalten und Leistung kontinuierlich steigern, denn die Konkurrenz schläft nicht.
Auch wenn es noch zwei Jahre bis zu den nächsten Deaflympics sind, sind die Weltmeisterschaften in Coimbra Richtung weisend für die rasante Entwicklung im Gehörlosen-Schwimmen, die beispielhaft für den gesamten Gehörlosensport ist.
Medaillen und Platzierungen der deutschen Mannschaft:
Jarmila Gupta:
400m Lagen – Silbermedaille
200m Lagen – Bronzemedaille
800m Freistil – 4. Platz
200m Rücken – 4. Platz
200m Brust – 5. Platz
200m Schmetterling – 6. Platz
100m Brust – 6. Platz
400m Freistil – 7. Platz und Deutscher Rekord
Linda Neumann:
400m Lagen – Bronzemedaille
200m Lagen – 4. Platz
200m Rücken – 5. Platz
100m Rücken – 8. Platz
Robin Goldberg:
100m Schmetterling – 6. Platz
50m Schmetterling – 7. Platz
Phil Goldberg:
200m Schmetterling – 4. Platz
200m Rücken – 4. Platz
50m Rücken – 4. Platz
100m Rücken – 6. Platz
Bilanz
Jarmila Gupta
Datum | Strecke | Vorlauf | Rang | Finale | Rang | Bemerkungen |
07.08.2011 | 400 m Lagen | 05:23,68 | 4. Platz | 05:18,04 | 2. Platz | – |
08.08.2011 | 200 m Brust | 02:54,16 | 4. Platz | 02:52,37 | 5. Platz | – |
08.08.2011 | 200 m Schmetterling | 02:35,28 | 6. Platz | – | – | – |
09.08.2011 | 800 m Freistil | 09:52,33 | 4. Platz | – | – | – |
11.08.2011 | 100 m Brust | 01:22,11 | 6. Platz | 01:20,97 | 6. Platz | – |
11.08.2011 | 200 m Lagen | 02:34,75 | 4. Platz | 02:29,16 | 3. Platz | – |
11.08.2011 | 800 m Freistil | – | – | 10:28,22 | 8. Platz | – |
12.08.2011 | 100 m Schmetterling | 01:10,36 | 11. Platz | – | – | – |
12.08.2011 | 200 m Rücken | 02:34,82 | 3. Platz | 02:30,66 | 4. Platz | Junioren, DR |
13.08.2011 | 400 m Freistil | 04:49,99 | 8. Platz | 04:43,53 | 7. Platz | Junioren, DR |
Linda Neumann
Datum | Strecke | Vorlauf | Rang | Finale | Rang | Bemerkungen |
07.08.2011 | 400 m Lagen | 05:32,88 | 6. Platz | 05:21,90 | 3. Platz | – |
08.08.2011 | 200 m Brust | 03:00,72 | 9. Platz | – | – | – |
09.08.2011 | 100 m Rücken | 01:13,76 | 8. Platz | 01:12,18 | 5. Platz | – |
11.08.2011 | 100 m Freistil | 01:04,35 | 13. Platz | – | – | – |
11.08.2011 | 200 m Lagen | 02:35,21 | 5. Platz | 02:32,72 | 4. Platz | – |
12.08.2011 | 200 m Rücken | 02:36,38 | 6. Platz | 02:31,81 | 5. Platz | – |
13.08.2011 | 50 m Rücken | 00:35,00 | 9. Platz | – | – | – |
Phil Goldberg
Datum | Strecke | Vorlauf | Rang | Finale | Rang | Bemerkungen |
07.08.2011 | 200 m Freistil | 02:06,52 | 15. Platz | – | – | – |
08.08.2011 | 200 m Schmetterling | 02:12,11 | 3. Platz | 02:10,94 | 4. Platz | – |
09.08.2011 | 100 m Rücken | 01:02,52 | 6. Platz | 01:01,85 | 6. Platz | DR |
09.08.2011 | 50 m Schmetterling | 00:27,89 | 11. Platz | – | – | – |
12.08.2011 | 200 m Rücken | 02:15,64 | 3. Platz | 02:13,64 | 5. Platz | DR |
13.08.2011 | 50 m Rücken | 00:28,89 | 6. Platz | 00:28,47 | 4. Platz | – |
Robin Goldberg
Datum | Strecke | Vorlauf | Rang | Finale | Rang | Bemerkungen |
07.08.2011 | 200 m Freistil | 02:04,57 | 12. Platz | – | – | – |
08.08.2011 | 50 m Freistil | 00:25,74 | 15. Platz | – | – | – |
09.08.2011 | 100 m Rücken | 01:03,69 | 9. Platz | – | – | – |
09.08.2011 | 50 m Schmetterling | 00:27,07 | 7. Platz | 00:26,98 | 7. Platz | – |
11.08.2011 | 100 m Freistil | 00:56,43 | 15. Platz | – | – | – |
12.08.2011 | 200 m Rücken | 02:22,26 | 10. Platz | – | – | – |
12.08.2011 | 100 m Schmetterling | 01:00,90 | 7. Platz | 00:59,28 | 6. Platz | – |
13.08.2011 | 50 m Rücken | 00:29,78 | 11. Platz | – | – | – |