Fragen an Paula

Ein paar Fragen an Paula:

Warst Du schon immer gehörlos?
Nein. Mit 3,5 Jahren wurde festgestellt, dass ich nicht sehr viel höre. Mit 4 Jahren habe ich mein erstes CI bekomme, mit 6 Jahren musste auch mein anderes Ohr implantiert werden. Seitdem habe ich also CI’s auf beiden Seiten und ohne die Prozessoren höre ich gar nichts.

Wie bist Du zum Schwimmen gekommen?
Mein Bruder hatte Schwimmunterricht und ich musste von der Tribüne aus zuschauen. Irgendwann einmal wollte ich dann auch ins Wasser.

Und seit wann schwimmst Du dann?
Bei meiner ersten Schwimmstunde war ich 3,5 Jahre alt und hatte noch keine CI’s. Dann ging alles den normalen Wasserfreunde-Weg: Seepferdchen und Schwimmabzeichen in Bronze, Silber und Gold. Leistungssport, Sportschule. Meinen ersten Wettkampf hatte ich mit 5 Jahren und mit 6 Jahren bin ich das erste Mal ohne Eltern in ein Trainingslager gefahren, 10 Tage an der Ostsee.

Auf welche Schule gehst Du?
Seit August 2020 gehe ich auf die Sportschule im Olympiapark – Poelchau Schule, eine der beiden „Elitenschulen des Sports“ in Berlin, auf denen Schwimmen als Leistungssport möglich ist. Die Poelchau Schule ist eine Regelschule, d.h. eine „hörende“. Ich bin dort die einzige gehörlose oder schwerhörige Schüler*in. Neben Schwimmen werden dort noch Fußball, Hockey, Leichtathletik, Moderner Fünfkampf, Rudern, Rhythmische Sportgymnastik, Eiskunstlauf und Wasserball angeboten.

Wie sieht Dein typischer Schultag aus?
Die Schule beginnt jeden Tag um 8 Uhr und dauert bis mindestens 15:45 Uhr. Neben den normalen Fächern wie an jeder anderen Schule auch (ja, auch 2 Stunden Schulsport) haben wir zusätzlich noch unsere Leistungssportart als Schulfach. Dies ist bei uns ein ganz normales Schulfach mit Zeugnisnoten und allem was dazugehört, wie in allen anderen Fächern auch. In meiner Klasse gibt es Schwimmen, Wasserball, rhythmische Bodengymnastik und Eiskunstlauf. Alle Sportarten haben jeden Tag mindestens eine Trainingseinheit und ohne Corona-Einschränkungen auch noch mindestens Samstag Vormittag. Natürlich heißt das auch, dass wir unser Mittagessen in der Schulkantine bekommen, ohne Essen wäre das alles nicht möglich.
Unser Training findet nicht nur in den ersten oder letzten Schulstunden des Tages statt. An manchen Tagen haben wir Training auch mitten am Tag, vorher und nachher ist also normaler Unterricht. Manchmal sogar Schule-Wasser-Schule-Wasser an einem Tag. Aber zum Glück sind die Trainingsorte alle sehr nah an der Schule, die Schwimmhalle ist sogar im gleichen Gebäude.
Wir sind alle stolz, auf diese Schule gehen zu dürfen.

Ist es schwierig, als einzige Gehörlose in einer hörenden Gruppe zu trainieren?
Nein. Im Verein kennen alle „Paula mit den Hörgeräten“. Als es für die CI’s noch keine Wasserkits gab, konnte ich weder die Trainer noch die anderen Kinder hören. Also war ich nie die Erste, bin immer getaucht, habe unter Wasser geschaut, welche Übungen die anderen machen und dann einfach nachgemacht. Mit Wasserkits und seit alle Trainer*innen das Mini-Mikrofon benutzen, verstehe ich (fast) alles. Aber manchmal muss ich halt doch noch mal nachfragen.

Du startest auch bei hörenden Wettkämpfen (DSV)?
Ja. Zusammen mit meiner Trainingsgruppe starte ich wie alle anderen bei DSV-Wettkämpfen. Ich habe eine DSV-Lizenz und vor Corona sind wir zuletzt in Rostock und Magdeburg gestartet. Die Gehörlosenwettkämpfe kommen einfach dazu, aber da gibt es ja leider nicht so viele.

Welche Ziele hast Du?
Ich möchte bei den Deaflympics starten. Ich hoffe, es 2025 (oder wegen Corona verschoben auf 2026) zu schaffen. Aber das heißt noch viel, viel Training.

Was wünschst Du Dir?
Noch mehr gehörlose Mädchen, die genauso gerne schwimmen wie ich. Und vielleicht sogar aus Berlin. Im Gehörlosen-Kader sind ja sonst nur Jungs.

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